Diagnostizieren

Begleiteter Übergang

Übergänge stellen besonders sensible Phasen in der Schullaufbahn aller Schüler*innen dar. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf benötigen in diesen Phasen häufiger Unterstützung. So gestalten wir bewusst die Übergänge von der Kita in die Schule, von der Grundstufe zur Sekundarstufe und abschließend in die Berufswelt:

 

Im Zuge der Anmeldung an unsere Schule erfolgt ein erstes Elterngespräch zum gegenseitigen Kennenlernen und Einstimmen auf die Zusammenarbeit der nächsten Jahre. Bei Bedarf führen wir Vorgespräche, sichten die Schüler*innen-Akten und nehmen direkten Kontakt zu Kitas, Grundschulen und anderen Institutionen auf. So können wir uns gemeinsam mit den Klassenleitungsteams ein erstes Bild von den individuellen Bedürfnissen der Kinder gewinnen und Bedingungen für einen positiven Einstiegschaffen.

 

Auch innerhalb unserer Schule begleiten wir Übergänge. Mit Beginn des Jahrganges 7 erleben unsere Schüler*innen zahlreiche Veränderungen, wie z.B. einen möglichen Klassenleitungswechsel, ein erweitertes Fächerangebot inklusive Fachlehrer*innen, ein vergrößerter räumlicher Radius und eine andere Tagesstruktur. Umso wichtiger sind Verlässlichkeit und Kontinuität in der sonderpädagogischen Förderung. Wir verstehen uns in diesem Prozess als Ansprechpartner für Schüler*innen, Eltern und Kolleg*innen.

Zudem begleiten wir insbesondere Kinder mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt während des Übergangs in die Sekundarstufe. Ab Klasse 5 betreuen wir den Jahrgang durchgehend und sind als feste Bezugspersonen bis zum Ende der Schulzeit an der Seite der Eltern und des Kindes.

Unsere Schüler*innen der Jahrgänge 9/10 arbeiten auf unterschiedliche Schulabschlüsse hin. Sie äußern Zukunftswünsche und entwickeln individuelle Lebensvorstellungen. In diesem Prozess unterstützen wir sie nach Augenmaß, damit sie gestärkt unsere Schule mit einer realistischen Perspektive hinsichtlich Ausbildung und Beruf verlassen.

 

Lernbeobachtung

Beobachten ist die grundlegendste Form der Diagnostik und wird fortwährend von allen Pädagog*innen durchgeführt. Dieses „Viel-Augen-Prinzip“ mit fächerbezogenem Hintergrund ermöglicht einen differenzierten Blick auf die Lernenden und gibt Hinweise für die Erstellung individueller Förderpläne.

 

Lernausgangslage Berlin (LauBe)

Die "Lernausgangslage Berlin (LauBe)" ist ein Erhebungsinstrument, das die mathematischen und sprachlichen Lernvoraussetzungen jedes Kindes ermittelt. Ziel ist es, alle Kinder einer Klasse mit all ihren Bedürfnissen, Stärken und Schwächen wahrzunehmen und den Unterricht darauf aufzubauen. 

Die Klassenleitungsteams führen LauBe bereits in den ersten Wochen des neuen Schuljahres durch. Die Tests sind unterteilt in „Einzelgespräche“ und „Arbeit in der Kleingruppe“. In den Präsenztagen sowie in der Einführungswoche laden wir die Kinder und bei Bedarf die Eltern zu Einzelgesprächen ein. Wenn notwendig können einzelne Gespräche im Laufe der ersten Unterrichtswochen nachgeholt werden. Der Testteil „Arbeit in der Kleingruppe“ wird in den Unterricht integriert.

Die Ergebnisse von LauBe bilden die Grundlage für die ersten individuellen Lernangebote jedes Kindes.

 

Bilderleistentest (BLT)

Am Anfang der 2. Klasse überprüfen wir alle Schüler_*innen anhand des Bilderleistentests auf ihre grundlegenden Rechtschreibfähigkeiten. Der Test wird durch die Klassenleitungsteams durchgeführt und von der LRS-Fachkraft (Hr. Strohbach) ausgewertet. Zeigt sich Unterstützungsbedarf, besprechen wir mit den Eltern die weitere innerschulische Förderung und verweisen auf die Möglichkeit der Teilnahme an einer außerschulischen Förderung durch unsere LRS-Ambulanzlehrkraft Fr. Wulf (Bornholmer Grundschule).

 

Lernausgangslage (LAL)

Um einen erfolgreichen Übergang von der Grundstufe in die Sekundarstufe zu gewährleisten, erheben wir zu Beginn der 7. Klasse den individuellen Lernstand unserer Schüler*innen in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Dazu nutzen wir die von der Berliner Senatsverwaltung erstellten Materialien zur Testung der Lernausgangslage.

Die Ergebnisse geben uns hilfreiche Hinweise für die weitere Gestaltung des Unterrichts entsprechend den Lernvoraussetzungen jedes Kindes.

 

Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS)

Ein Ziel unserer Gemeinschaftsschule ist es, jene Schüler_innen bestmöglich zu fördern, die Schwierigkeiten im Rechtschreiben und/oder Lesen zeigen. Eine umfangreiche Diagnostik ist Basis dafür. Sie sichert Erkenntnisse darüber, welche Auffälligkeiten und Besonderheiten bzw. Beeinträchtigungen es gibt.

Die Diagnostik ist gleichsam der Grundbaustein einer erfolgreichen Förderung.  Im Rahmen der schulischen Möglichkeiten werden individuelle LRS-Fördermaßnahmen entwickelt, die einen Lernfortschritt nicht nur dokumentieren, sondern Erfolge vielmehr sicherstellen. Der intensive und kontinuierliche Austausch zwischen Eltern, den Lehrer*innen und den Schüler*innen hat maßgeblichen Anteil am Erfolg.

Sollte ab Klasse 3 deutlich werden, dass ein Kind trotz individueller Förderung den Anforderungen im Lesen und Rechtschreiben nicht entsprechen kann, wird eine offizielle Diagnostik eingeleitet. Dazu werden Testverfahren wie die Hamburger Schreibprobe (HSP 3) und das Salzburger Lesescreening (SLS 2-9) genutzt. Aus dieser schulischen Diagnose gehen weitere Entscheidungen zur Förderung, zum Nachteilsausgleich und ggf. zur Bewilligung des Notenschutzes hervor. Gleiches gilt für die Klassen 5 und 6.

Um zu Beginn der 7. Klasse Lese- und Rechtschreibkompetenzen einschätzen zu können, gehen wir folgende Schritte:

  • Abfragen der Lese- und Rechtschreibkompetenzen in den Anmeldegesprächen für die Sekundarstufe,
  • Sichten der Schülerbögen und
  • Beobachten der Lese- und Rechtschreibkompetenzen durch die Deutsch-Lehrkraft in den ersten Schulwochen

Die gewonnenen Informationen sammelt die LRS-Lehrkraft und nimmt Kontakt zu den Klassenleitungsteams auf.

Sollten deutliche Auffälligkeiten vorliegen, werden die Eltern darüber informiert, dass eine LRS-Überprüfung anhand der HSP und/oder einem geeigneten Leseverständnistest von der LRS-Fachkraft durchgeführt wird. Ziel dieser Testung ist es zu erkennen, wie eine bestmögliche innerschulische Förderung weiterhin gewährleistet werden kann.

Falls die Testergebnisse im unterdurchschnittlichen Bereich liegen, werden die Eltern erneut darüber informiert und gebeten, ihr Einverständnis zur Weitergabe der entsprechenden Daten an das Schulpsychologische und Inklusionspädagogische Beratungs- und Unterstützungszentrum (SIBUZ) Berlin Pankow zu geben. Erst in diesem Falle wird eine offizielle Diagnostik, welche die Grundlage für einen schulrechtlich notwendigen Nachteilsausgleich und/oder Notenschutz darstellt, durchgeführt.

Dazu werden alle entscheidungsrelevanten Unterlagen von der Schulpsychologin in Kooperation mit der LRS-Lehrkraft gesichtet.

Im Anschluss daran stellt das SIBUZ eine Fachdienstliche Stellungnahme aus, über deren genaue innerschulische Konsequenzen die Klassenkonferenz berät und die Schulleitung zuletzt entscheidet. Über das Ergebnis informieren wir die Eltern im nächsten Lernentwicklungsgespräch.

 

Rechenfertigkeiten

In der Schulanfangsphase (Klasse 1 und 2) wird der Stand der Rechenfertigkeiten (LauBe) überprüft und anhand von Beobachtungen prozessorientiert evaluiert.

Erkennen wir Besonderheiten im mathematischen Verständnis, welche auf eine mathematische Hochbegabung bzw. auch auf eine Rechenschwäche (Dyskalkulie) hinweisen, steht uns ein weiteres Testinstrument zur Verfügung:

Der Heidelberger Rechentest 1-4 überprüft mathematische Basiskompetenzen im Grundschulalter (Grundrechenarten, Rechenoperationen, numerische und räumlich-visuelle Fähigkeiten) und wird mit Einverständnis der Eltern ab Klasse 3 von der Dyskalkulie-Lehrkraft der Grundstufe durchgeführt.

Mathematischen Hochbegabungen werden wir durch individuell angepasste Angebote entsprechend den schulorganisatorischen Möglichkeiten gerecht.

Zum Beispiel:

  • Wochenpläne, die besonders herausfordernde Aufgabenstellungen enthalten
  • temporäres Lernen im Mathematikunterricht der nächst höheren Klassenstufe

Liegen nach Testung der Schüler_innen erhebliche Rechenschwierigkeiten vor, so entscheidet nach Beschluss der Klassenkonferenz die Schulleitung über weitere Maßnahmen (Nachteilsausgleich/Notenschutz).

 

Der Dyskalkulie-Beauftragte der Sekundarstufe koordiniert die Umsetzung des Nachteilsausgleiches ab Klasse 7. Grundlagen für die Gewährung eines Nachteilsausgleiches sind:

  • Lernausgangslage 7,
  • Beobachtungen und ggf. Dokumentation der Grundschule sowie
  • mathematische Schülerleistungen.

 

Entwicklungspädagogischer Lernziel-Diagnose-Bogen (ELDIB)

 

Ich arbeite mit einem Partner und erledige meinen Teil der Arbeit. 

 SOZ 18

Schöpfen Schüler*innen ihr tatsächliches Leistungsvermögen auf Grund ihres Verhaltens nicht aus, bietet uns der ELDiB die Möglichkeit, die sozial-emotionale Entwicklung dieser Schüler*innen zu erfassen. Neben der offiziellen Anerkennung als Diagnostikum für sonderpädagogischen Förderbedarf hilft uns dieser Diagnosebogen dabei, individuelle Entwicklungsziele in den folgenden Bereichen abzuleiten:

  • Verhalten,
  • Kommunikation,
  • Sozialisation und
  • Kognition.

 

In einer gemeinsamen Diagnostik mit den Schüler*innen und Eltern schätzen wir bereits vorhandene und in der nächsten Stufe zu erreichende Fähigkeiten ein und dokumentieren diese. Hierbei bietet der ELDiB für jede Entwicklungsstufe genaue Entwicklungsziele an. Diese Ziele werden täglich trainiert und am Ende eines jeden Tages mit dem Schüler oder der Schülerin besprochen und ausgewertet.

 

Intelligenzdiagnostik (CFT 1/20-R)

In der pädagogischen Praxis beobachten wir gelegentlich Kinder und Jugendliche, die in vielen Bereichen, unabhängig ihrer Interessen, langandauernd ein besonderes Lernverhalten zeigen. Die Ergebnisse von Intelligenztests können uns dann wichtige Hinweise auf intellektuelle Potentiale und auf mögliche Schwierigkeiten im Lernprozess der Schüler*innen geben. Möglicherweise müssen Fragen hinsichtlich der weiteren Schullaufbahn diskutiert werden. In diesem Prozess liegt unsere Aufgabe als Sonderpädagog_innen darin, nach Vorgesprächen mit den Eltern die Vorklärung der kognitiven Fähigkeiten mithilfe des CFT durchzuführen. Bei über- bzw. unterdurchschnittlichen Ergebnissen stellen wir den Kontakt zum SIBUZ her, mit dessen Hilfe eine umfassende Diagnose stattfindet.